Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Um die Ökosysteme der Erde zu erhalten, müssen Entscheidungen getroffen werden, die Wachstum und Fortschritt weiterhin ermöglichen, ohne dabei die natürlichen Ressourcen in der Zukunft zu erschöpfen. Das Gesundheitswesen ist als wichtiger Sektor für die deutsche Wirtschaft nicht ausgenommen. Es trägt mit 12,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt[1] bei und verzeichnete in den letzten zehn Jahren ein Wachstum von jährlich 3,8 Prozent.
Krankenhäuser und ihr Beitrag zum Klimaschutz
Das deutsche Gesundheitswesen hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Umwelt und den Klimawandel. In Deutschland entfallen etwa 5% des nationalen CO2-Ausstoßes auf das Gesundheitswesen, wobei Krankenhäuser aufgrund ihres hohen Energiebedarfs einen bedeutenden Anteil an den Treibhausgasemissionen haben.[2]
Umso wichtiger ist es, dass Krankenhäuser ihren Energieverbrauch optimieren und umweltfreundlichere Maßnahmen ergreifen. Es gilt, Nachhaltigkeitskriterien festzulegen, die die verschiedenen Bereiche, wie Umwelt-, Klima-, Ressourcen- und Gesellschaftsschutz abdecken. Dies umfasst beispielsweise die Reduktion von Treibhausgasemissionen aber auch die Optimierung von Lieferketten und des Abfallmanagements.
Fahrplan zur Nachhaltigkeitsberichterstattung steht
Um sicherzustellen, dass Krankenhäuser ihren ökologischen Fußabdruck minimieren, wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung für Krankenhäuser eingeführt.
Dafür hat die EU mit der neuen Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) die Grundlage geschaffen, die die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen tiefgreifend ändern.
Die CSRD besagt, dass Krankenhäuser, die mehr als 250 Mitarbeiter haben sowie deren Umsatzerlöse über 40 Millionen Euro beziehungsweise deren Bilanzsumme über 20 Millionen Euro liegt, verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht erstmalig für das Geschäftsjahr 2025 über ihre Aktivitäten in den Bereichen Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) (ESG) zu erstellen haben. Voraussetzung ist, dass das Krankenhaus zwei der drei genannten Kriterien an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen erfüllt.
Schätzungen gehen davon aus, dass die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung mehr als 50 Prozent der Krankenhäuser treffen wird.[3]
ESG-Nachhaltigkeitskriterien
Zweck der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es, Krankenhäuser in die Lage zu versetzen, dass Nachhaltigkeitskennzahlen systematisch erfasst und bewertet werden. Dabei sollen negative Umweltauswirkungen identifiziert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Das Konzept der Nachhaltigkeit basiert auf drei Säulen: Umwelt, Wirtschaft und Soziales, die sogenannten Environment-Social-Governance (ESG)-Kriterien.
Im Detail bedeutet das für Krankenhäuser:
Environment (Umwelt):
Bezieht sich auf den Einfluss des Unternehmens auf die Umwelt und dessen Umgang mit Umweltthemen wie Klimawandel, Energie- und Ressourceneffizienz, Abfall und Emissionen. Konkret geht es um die
- Reduktion von Abfall (u.a. Lebensmittel, Mehrweg)
- Reduktion des Wasserverbrauches
- Steigerung der Energieeffizienz und erneuerbare Energien
- CO-2 Reduktion
Social (Soziales):
Bezieht sich auf die Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft und die Stakeholderbeziehungen, einschließlich Arbeitnehmerrechte, Arbeitsbedingungen, Vielfalt und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit, Kundenzufriedenheit und Gemeinwohl. Im Fokus stehen insbesondere die
- Mitarbeitergesundheit
- Patientensicherheit
- Patientenzufriedenheit
Governance (Unternehmensführung):
Bezieht sich auf die Art und Weise, wie das Unternehmen geführt wird, einschließlich der Unternehmensstruktur, Transparenz, Ethik, Korruptionsbekämpfung, Risikomanagement und Compliance. Wobei hier die
- Stärkung des Bewusstseins in den Führungsgrundsätzen relevant ist.
ESG-Systematik als integraler Bestandteil der Unternehmensführung
Um die Bedeutung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Krankenhäusern zu verankern, bedarf es einem ganzheitlichen Verständnis über alle Berufsgruppen im Krankenhaus hinweg. Daher empfiehlt es sich, die Unternehmensleitlinien am Transformationsprozess Nachhaltigkeit auszurichten. Es bedarf auch einer Integration der ESG-Aspekte in den unternehmerischen Führungsgrundsätzen, um somit Vorwürfen von Green- oder Bluewashing entgegenzustehen. Nicht zuletzt stehen Führungskräfte in Verantwortung für Unternehmenserfolge. Diese Unternehmenserfolge werden zukünftig stark abhängig sein von nachhaltigem Wirtschaften und Führen.
Vorteile der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten bietet Krankenhäusern mehrere Vorteile.
- Scoring in Kreditvergabeprozessen: Die Erfüllung von Nachhaltigkeitsaspekten führt zu einem besseren Zugang am Geld- und Kapitalmarkt
- Evaluation von Nachhaltigkeitsleistungen: Krankenhäuser können eigene Leistungen messen und vergleichen
- Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit: Krankenhäuser können ihre Erfolge und Fortschritte gegenüber der Öffentlichkeit transparent machen
- Mitarbeitergewinnung: Durch Ansehen und ein grünes Image werden Krankenhäuser als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, gerade auch für jüngere Arbeitnehmer
- Optimierung der Wertschöpfungskette: Lieferantenprozesse werden detailliert durchleuchtet und Optimierungspotenzial sichtbar
Wie können Sie sich bereits heute vorbereiten?
Es gibt viele Gründe, warum Sie sich schon heute mit dem Thema Nachhaltigkeitsbericht beschäftigen können. Denn der Bericht ist neben der Erfüllung einer gesetzlichen Vorgabe vielmehr eine Beschreibung des Weges und der Maßnahmen zur Erreichung von krankenhausindividuellen Nachhaltigkeitszielen. Dafür bedarf es nicht nur Überlegungen zur Datenbeschaffung und Methoden, sondern auch konkreter Projekte und Zieldefinitionen.
Setzen Sie sich daher möglichst zeitnah mit der kommenden Berichtspflicht und den Regularien auseinander und etablieren ein Nachhaltigkeitsmanagement für das eigene Haus.
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Quellen:
[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/gesundheitswesen/gesundheitswirtschaft/bedeutung-der-gesundheitswirtschaft.html
[2] https://www.bundesaerztekammer.de/themen/aerzte/klimawandel-und-gesundheit/co2-fussabdruck-gesundheitssektor
[3] „Nachhaltigkeit umsetz- und messbar machen“, erschienen in Das Krankenhaus 1.2023